Der erste Gig

Ich bin ziemlich aufgeregt, weil heute, kein halbes Jahr nach meinem Unfall, habe ich einen Gig mit der Hausband hier.
Der Tag ging schon ziemlich gut los. Morgens hatte ich einen Termin zur Nachuntersuchung in der Querschnittsklinik. Gemeinsam mit einem anderen Rolli hat uns der Zivi hinten im Bus da rüber gekarrt. Ich bin von der Lösung, einfach den Rollstuhl zu verzurren, nicht so begeistert, aber wenigstens kommen wir vom Fleck. Beim Ausladen ging der Spaß los. Ich kam als zweiter auf die Hebebühne. Mittendrin sagt die plötzlich keinen Ton mehr. Weder vor, noch zurück. Meinem Zivi, sonst ein ziemlich fittes Kerlchen mit Migrationshintergrund, (irgendwann wollte ich diesen Ausdruck mal verwenden) kam sein italienisches Blut hoch. Keine Ahnung, was er da abließ, aber es hörte sich ziemlich böse an. Auch die Hebebühne schien beeindruckt und lies sich dazu überreden, mich auf die Straße zu befördern.
Panne Nr.1
Auf der Heimfahrt löste sich mein Rollstuhl aus der Verankerung und fuhr fröhlich mit mir im Bus hin und her. Natürlich auf einem Straßenstück ohne Haltemöglichkeit, steil bergab. Mein Mitfahrer konnte mich einfangen und so weit her holen, daß ich die Lehne des Vordersitzes mit beiden Armen umfangen konnte.
Unser Zivi ging vom Gas und lies den Bus vorsichtig rollen, bis er an einen Parkplatz kam. So sanft kann bestimmt kein zweiter bremsen.
In 2 Minuten war ich wieder festgezurrt und weiter gings.
Panne Nr. 2 - OK, jetzt nur noch eine, dann muß der Gig grandios werden. Aber was ist, wenn die 3. Panne beim Gig passiert?
Glück muß man haben.
Beim Nachmittagskathedern, daß ich gerne mit einer Runde Entlasten im Bett verbinde, haben wir erst mal Rollstuhl-Fußboden-Transfer geübt.
Irgendwie wollte das Rutschbrett mit ins Bett - Platsch!
Gut, jetzt weiß ich daß der Tuchlifter bis zum Fußboden geht.
Panne Nr. 3!
Aber warum werd’ ich das Lampenfieber nicht los?

Es klopft, vor der Tür steht unser Frontmann mit dem Internatszivi, die wollen mein Geraffel abholen.

Na dann - Toi, toi, toi...