Kiffen

Ein hartnäckiges Gerücht behauptet, Kiffen, also der Genuß von Cannabis, würde gegen Spastiken und Schmerzen helfen.
Na ja, eigentlich ist meine wilde Zeit schon ein paar Jährchen vorbei, aber wenn’s der Gesundheit dient.
Irgendwie lag da plötzlich dieses selbst gedrehte, leicht konisch zulaufende Etwas, formschön, leicht nach Tabak und diversen Kräutern duftend. Also, ich habe keine Ahnung, wo das so plötzlich herkam, aber es schrie förmlich nach einem Selbstversuch.

Heroisch nahm ich die Herausforderung an.

Zu spät fiel mir ein, dass ich bei meiner schlaffen Lähmung ja gar keine Spastiken habe. Na gut, dann testen wir eben das Schmerzverhalten. Als erstes stellte sich ein gewisses Schwindelgefühl ein.

Na klar, langer nicht mehr geraucht, Nikotin ist schließlich ein Nervengift.

Die Schmerzen wurden aber nicht weniger, eher schlimmer.
Fühlen sich aber trotzdem irgendwie toll an.
Geiles Gefühl, Alter. Sind die Reifen an meinem Rollstuhl lose?
Ich glaub’ ich hau mich hin, besser ist das.

Oh Mann, die Pflege spannt doch gleich, was los ist!

Dann saß ich auf dem Rutschbrett, links der Rollstuhl, rechts das Bett, mit wachsender Schlagseite. “Ich hab was verloren!”, “Was denn,” sehe ich da eine milde Panik in ihrem Blick? “Mein Gleichgewicht!”

Fazit:
Kiffen hilft nicht gegen Schmerzen, verstärkt sie sogar, jedenfalls bei mir. Ist aber in dem Moment einfach nur lustig. Balance und Koordinationsfähigkeit gehen total den Bach runter. Ich habe mit viel Hilfe ca. 1/4 Stunde gebraucht, um vom Rollstuhl ins Bett zu kommen. Ob es gegen Spastik hilft, konnte ich nicht verifizieren.
Im Großen und Ganzen war es ganz lustig, aber deswegen wieder anfangen?
Wo ich mich so mit dem Aufhören gequält habe?

Nö.

Übrigens, die Pflege spannte nicht, ob absichtlich oder nicht, habe ich natürlich nicht hinterfragt.
Ich weiß auch gar nicht mehr, wer mich an dem Tag ins Bett gebracht hat.
An welchem Tag eigentlich?
Und in welcher Klinik?
Oder habe ich mir die ganze Geschichte vielleicht doch nur ausgedacht?

Also, nicht nachmachen, liebe Leser!

Schließlich ist der Gebrauch von Betäubungsmitteln nicht immer legal.